Meine Großeltern

Erinnerungen an Großeltern sind zunächst Kindheitserinnerungen an alte Menschen. Was aber wissen wir von früher, als die Großeltern jung waren? Sie sind unsere persönlichsteVerbindung in eine Vergangenheit, die wir nur aus Filmen und Büchern kennen. Aber wie lebten und liebten die Großeltern in jener Zeit? Und, was ist uns davon geblieben?

In seinem Langzeitprojekt Meine Großeltern geht der Künstler Mats Staub diesen Fragen nach, in dem er Enkelinnen und Enkel verschiedensten Alters zum Gespräch bittet. In seiner Installation Erinnerungsbüro können  Produktion und Rezeption zugleich stattfinden: Einerseits werden von Mats Staub Einzelgespräche geführt, aufgezeichnet, bearbeitet und auf iPods übertragen – andererseits kann sich jede Besucherin und jeder Besucher mit einem iPod individuell durch die Installation bewegen und beim Hören fremder Lebensgeschichten diejenigen seiner eigenen Großeltern nachzeichnen.

Das Kunstprojekt blickt auf die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, aber es stellt die Generation der Nachgeborenen ins Zentrum: Die Enkelinnen und Enkel erzählen nicht als Zeitzeugen, sondern von einer Zeit, die sie nur vom Hörensagen kennen – sie konstruieren eine Erzählung aus ihren Erinnerungen an Erzählungen. Meine Großeltern fragt nach dem gegenwärtigen Blick der Enkel und evoziert persönliche Fragen nach Herkunft, Identität, Erinnern und Vergessen, nach dem Verhältnis von Familiengeschichte zur Weltgeschichte, von Geschichten zur so genannten Wahrheit.

Meine Großeltern | Erinnerungsbüro begann im Frühjahr 2008 und war seither an zahlreichen Orten der Schweiz so wie in Wien und Hannover zu Gast – inzwischen wurden von Mats Staub mit mehr als 250 Enkelinnen und Enkeln Gespräche geführt, auf Schweizer- und Hochdeutsch, Englisch und Französisch. Das Erinnerungsbüro ist weiterhin unterwegs – nächste Station ist Hamburg – zugleich erweitert sich das Langzeitprojekt auch formal: Im Museum für Kommunikation in Bern wird mit «Geschichten zur Erinnerung» erstmals ein Querschnitt aus dem reichhaltigen Fundus als Audio-Ausstellung präsentiert. Und in der Edition Patrick Frey erscheint das Buch Meine Grosseltern / My Grandparents.

Meine Grosseltern wird gefördert von: Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Ernst Göhner Stiftung, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, Migros-KulturprozentStanley Thomas Johnson StiftungL’arc – Littérature et atelier de réflexion contemporaine.